Jungschütze, Veteran und Regierungsrat vereint

25.05.2016 |

Bericht: Markus Stanger

Als Oberst der Armee mit über 1200 Diensttagen war Christian Amsler natürlich gerne bereit, am Feldschiessen teilzunehmen, notabene im nördlichsten Schiessstand der Schweiz.

Die Formalitäten waren schnell erledigt und die 18 Patronen im Magazin platziert. Christian Amsler wurde 1983 in der Infanterie-RS am Sturmgewehr 57 ausgebildet und hatte seine ersten Schiessübungen damit absolviert. Auf vielen Marsch-Kilometern in RS und UOS wurde ihm diese Waffe zu einem vertrauten Begleiter. Auch mit dem neuen Sturmgewehr 90 und natürlich der SIG 220 hatte er schon mehrfach geschossen, doch am vertrautesten ist ihm immer das 57-er geblieben. Deshalb wurde am diesjährigen Feldschiessen die Waffe mit dem grösseren Kaliber gewählt.

„Hier gilt es, Schütze, deine Kunst zu zeigen. Das Ziel ist würdig und der Preis ist gross!“
Ganz so dramatisch wie in Schillers „Wilhelm Tell“ ging es nicht zu und her im Schiessstand. Der Regierungsrat durfte bereits in der 1. Ablösung seine Treffsicherheit auf die Probe stellen. Es war also noch etwas Zeit um die optimale Position zu finden, die Zweibeinstützen auf die richtige Höhe zu stellen und den richtigen Filter in der Visierung zu wählen.
Doch dann galt es Ernst. René Tanner, der Präsident des SV Bargen, begrüsste die Schützen und erklärte das Schiessprogramm. Als er kurz darauf das Kommando gab: „Sturmgewehre: 18 Schuss laden“ wurde es still im Schiessstand – Die Konzentration der Schützen war spürbar.

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Christian Amsler – wieder einmal mit dem „57-er“ am Feldschiessen.

Den 1. Schuss galt es sehr genau abzufeuern. Da am Feldschiessen keine Probeschüsse erlaubt sind, zählte dieser bereits. Mit einer 2 rechts-unten wurde das „Rennen“ in Angriff genommen. Mit der Justierung der Zielvorrichtung gesellten sich im Einzelfeuer noch 14 weitere Punkte dazu. Keine schlechte Ausgangslage für die restlichen 12 Schüsse. In den nachfolgenden Kurzfeuern zeigte sich leider keine deutlich verbesserte Schusslage. Christian Amsler hatte im weiteren Verlauf Mühe die Zielscheibe zu erkennen und so reichte es für das begehrte Kranzabzeichen leider nicht – „Mitmachen kommt beim Feldschiessen bekanntlich vor dem Rang“ und so durfte man zum gemütlichen Teil in der Schützenstube übergehen.

Geselligkeit und Austausch

Der persönliche Kontakt und Dialog liegt unserem Regierungsrat sehr am Herzen: „Wie isch‘s gloffe?“ – „Hät’s für de Chranz glanged?“.
Dazwischen erfuhr ich, wie alles begann: Christians Vater, Urs Amsler, durfte als HSG-Manager im fernen São Paulo die Tochtergesellschaft „Knorr do Brasil“ aufbauen und deshalb genoss Christian seine ersten 5 Lebensjahre unter der brasilianischen Sonne. Zugunsten der Schulbildung wurde nach Dörflingen übersiedelt. Noch vor Abschluss von Primar- und Sekundarausbildung stand Christians Berufswunsch fest. Schon sein Grossvater und Onkel waren Lehrer und nach total 7 Jahren Unter- und Oberseminar durfte Christian Amsler zum ersten Mal seine Mittelstufenklasse in Stetten unterrichten. Das war eine ganz besonders tolle Zeit! „In diesem Alter sind die Jugendlichen im Jäger- und Sammleralter und ganz besonders wissbegierig und interessiert“, so Christian Amsler.

Die weitere berufliche Herausforderung fand er im Aufbau des Didaktischen Zentrums und der Pädagogischen Hochschule in Schaffhausen, wo er das Amt des Prorektors der PHSH ausübte. Daneben war er Gemeindepräsident seiner Wohngemeinde Stetten und Fraktionschef im Kantonsrat. 2009 wurde dann Christian Amsler zum Regierungsrat gewählt und Vorsteher des Erziehungsdepartementes.

Politische Passion

Bereits mit der Volljährigkeit war Christian Amsler bei jeder Gemeindeversammlung in Dörflingen vertreten und hatte dort schon sehr redegewandt seine Meinung kundgetan. Die „politische Mitte“ hatten schon seine Eltern bevorzugt und darum ist sein grosses Engagement bei der FDP nur verständlich. Sach- und lösungsorientierte Politik ist sein Credo, und diese Überzeugung vertritt er auch immer an den Regierungsratssitzungen.

Ausgleich / Freizeit

Normale Arbeitstage und -wochen dauern bei „Chrigel“, wie er von Freunden und Kollegen genannt wird, von 7-22 Uhr, wozu am Samstagmorgen auch noch die Arbeit im Büro auf dem Herrenacker gehört. Für den körperlichen Ausgleich sorgen vor allem Aktivitäten in der Natur. Beim Wandern, Joggen oder einer Fahrt mit dem Weidling auf dem Rhein kann er „herunter- fahren“. Bei seiner selbstgebauten Wildbienen-Anlage zu Hause findet er die Ruhe abseits von Büro und Politik.

Schiesssport

Im Sommer 2014 war Christian Amsler OK-Präsident des Schaffhauser Kantonalschützenfests. Dies war eine unvergessliche Zeit mit einem sehr engagierten Team. Es hat ihn beeindruckt wie mehrere tausend Schützinnen und Schützen aus der ganzen Schweiz anreisten und ihr Schiessprogramm absolvierten, friedlich und konzentriert. Dabei freute es ihn, wie die sehr gute Infrastruktur des KSF und die wunderbare Schaffhauser Landschaft gelobt wurden.

Christian Amsler findet die Arbeit der Schützenvereine enorm wichtig für die kulturelle Tradition und die Sicherheit unseres Landes. Er schätzt die grosse ehrenamtliche Arbeit, die geleistet wird, die Kameradschaft und integrierende Leistung der Vereine.

Man müsse aber auch realistisch sein. Die Zeit, in der jedes noch so kleine Dorf einen eigenen 300m Schützenstand hatte, sei wohl längst vorbei. Die Gesellschaft sei heute kritischer und sensibler geworden, was Raumnutzung und Emissionen betreffe. Es mache darum Sinn, dass sich Schützenvereine mit Nachwuchssorgen zusammenschliessen, um wieder gemeinsam neu zu erstarken. Dem Schweizer Schützenwesen müsse unbedingt Sorge getragen werden, meint der überzeugte Anhänger einer starken Milizarmee abschliessend.